Du bist 13-15 Jahre alt? Du liebst Malen und Zeichnen? Du hast einen eigenen Blick auf die Welt? Du möchtest tiefer in die Kunst eintauchen?
Schicke uns drei Deiner Arbeiten zu Themen, die Dich beschäftigen, in drei unterschiedlichen Techniken:
Comic, Malerei, Zeichnung, Foto, Collage, Bleistift, Farbe, Tinte, Marker oder was Euch sonst noch einfällt – alles ist erlaubt.
Format A3, größere Arbeiten bitte als Foto beilegen.
Bewerbungen für das Stipendium sind bis zum 16. Januar 2023 per Post einzureichen (Poststempel).
Bitte das gleiche Porto in Briefmarken zum Zurücksenden Eurer Arbeiten beilegen.
Wir laden Sie herzlich zu unserer Abschlusspräsentation ein. Unter der Leitung der Künstlerin und Dozentin Adriane Steckhan haben die jugendlichen Talente in den Ateliers der HAW sich künstlerisch weiter ent- wickelt und ihre Techniken erweitert.
Wann: Donnerstag, den 10. November 2022 um 18 Uhr
Wo: Hamburger Kunsthalle im Klingersaal, Glockengießerwall 5, 20095 Hamburg
Die Arbeiten sind vom 10.-13. November 2022 zu den Öffnungszeiten zu besichtigen. Eintritt frei bis 25 Jahre.
Bei der Präsentation der TALENTSCHMIEDE#9 zeigte sich wieder, wie intensiv die 18 jugendlichen TeilnehmerInnen die letzten sieben Monate im Atelier der Hochschule für Angewandte Wissenschaften gearbeitet haben. Adriane Steckhan ermutigte und begleitete sie beim Entwickeln ihres eigenen kreativen und künstlerischen Ausdrucks. In ihrer Ansprache wies sie noch besonders auf den hohen Anspruch der Stipendiaten an sich selbst hin, die sich damit oft das Leben schwer machten. Aber gerade die Erfahrung des „Scheitern“ eröffnet oft neue Lösungsansätze. Eine Lernerfahrung fürs Leben!.
Wir freuen uns die Arbeiten unserer StipendiatInnen in der begleitende Bildershow zur temporären Ausstellung zeigen zu dürfen.
„Im letzten Jahr habe ich ein Stipendium der Lichtwark-Gesellschaft für die Talentschmiede bekommen, einem einjährigen Kurs für Begabtenförderung, der von der Künstlerin Adriane Steckhan an der HAW geleitet wird. Das Kunststipendium war anders, als der Kunstunterricht in der Schule. Ich habe dort Leute kennen gelernt, die genauso motiviert waren, wie ich, und wir konnten uns auf Augenhöhe über unsere Kunst unterhalten. Auch die Aufgaben, die wir bekommen haben, waren viel freier. Man konnte zeichnen, worauf man Lust hatte, mit den anderen über seine Zeichnungen reden oder sich gegenseitig porträtieren.
Aber dann sollte ich malen. Nicht zeichnen, sondern malen. Wegen des Lockdowns mußten wir aber in Räume mit Parkettboden umziehen, in denen wir keine Farben benutzen durften. Wie sollte ich also malen, ohne Farbe? Nur mit Buntstiften? Dann eben ohne Farbe malen. Was auch immer Adriane damit gemeint hatte. Ich fing einfach an ein Gesicht zu zeichnen. Mit Buntstiften. Aber ich sollte doch Malen. Mache ich das nicht die ganze Zeit? Was ist Malen überhaupt? Hauptsache es ist farbig, oder nicht? Ich soll jetzt keine Linien mit dem Stift machen, sondern Flächen. Ich sitze vor einem riesigen Blatt Papier und soll mit winzigen Buntstiften große Flächen malen. Na herrlich. Es ist echt anstrengend, macht keinen Spaß und sieht auch nicht gut aus. Mir wird immer wieder gesagt, ich solle nicht so viel basteln, einfach mal locker lassen. Aber ich fand, das sah nicht gut aus. Irgendwie sah in diesem Moment gar nichts mehr gut aus. Was machte ich denn hier? Schon wieder wird mir gesagt: Nicht so viel basteln! Lass doch mal locker! Schließlich habe ich die Stifte genommen und wütend auf dem Blatt herumgekritzelt. Einfach nur die Stifte über das Blatt geschrappt. Ich habe nicht mehr gebastelt, sondern die Stifte einfach unkontrolliert über das Blatt fliegen lassen. Und das war der Moment, an dem ich für mich entdeckt habe, was Malen überhaupt bedeutet. Ich hatte mir bei diesem wütenden Bild überhaupt keine Gedanken über das Ergebnis gemacht, sondern einfach nur aus dem Moment heraus gehandelt. Und gerade das machte dieses Bild so lebendig. Dieses Bild drückte etwas aus. Man konnte sehen, was ich dabei gefühlt hatte. Seitdem habe ich verstanden, was es bedeutet, wenn man sagt, ein Bild drücke etwas aus. Ich habe an diesem Tag zu einer Lockerheit gefunden, die ich auch später beim richtigen Malen beibehalten habe. Für mich bedeutet zeichnen seitdem, etwas darzustellen; was ich aber male, wirkt auf mich lebendig.“ Clara Paulick (17 Jahre)
Wir freuen uns die Arbeiten unserer StipendiatInnen der Talentschmiede vorstellen zu dürfen. Wir sind von Ihren Werken beeindruckt.
KURZBESCHREIBUNG DES STIPENDIATENKURSES:
Orte
Museum und Natur:
beobachten und betrachten, abzeichnen und ausprobieren
Atelier:
nachdenken und sprechen, Kunstwerke entstehen
Stadt:
Street-Art an ungewöhnlichen Orten entdecken. Entdeckungszüge durch die Stadt mit den Augen der Stipendiaten
Techniken
Zeichnen und malen, Grundlagen lernen und neue Materialien ausprobieren, eigene Ideen umsetzen, freier werden im künstlerischen Ausdruck, sicherer im Experiment und den eigenen Strich finden und
vertiefen.
Ziel
Ausstellung der Stipendiaten-Werke
LichtwarkSchule: Dr. Blankenburg, ein Leben lang haben Sie sich für Kunst eingesetzt. Sie waren lange Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen und haben 2009 das Bundesverdienstkreuz bekommen. Was fasziniert Sie am Stipendiatenprogramm Talentschmiede, das Sie seit vier Jahren fördern?
Blankenburg: Die Basis jeder Wirtschaft ist zunächst mal ihr kreatives Potenzial. Wir möchten deshalb aufgeweckten und initiativfreudigen Jugendlichen ermöglichen, sich im Stipendiatenkurs Talentschmiede ein breites künstlerisches Ausdrucksvermögen anzueignen.Das Credo der Talentschmiede lautet „Nicht müssen, sondern wollen – und vor allem: offen und mutig bleiben“. Eine großartige künstlerische Idee sollte sofort fesseln – und sie darf sogar unverschämt scheinen. Erst später werden die jungen Menschen und ihre Ideen und Wünsche an der Realität gemessen. Vielen Stipendiaten wird durch diese „Schmiede“ später das Tor zu einer Welt mit Kunst offen stehen!
LichtwarkSchule: Lukasz Chrobok, woran erkennen Sie neue Talente?
Chrobok: Es gibt sehr viele unterschiedliche künstlerische Talente und demzufolge kann man nicht pauschalisieren. Ein anderes Wort für Talente ist Stärken. Ich mache den Stipendiaten Mut, viel auszuprobieren und zu beobachten. Eins ist mir aber immer aufgefallen: Wissbegierde und Neugier schlummert in allen. Es gilt das Talent und die Begabung zu füttern, damit es sich entfalten kann. Und – Menschen mit Begeisterung für eine Sache oder ein Thema kommen weiter.
LichtwarkSchule: Welches Kunstwerk macht Sie glücklich, Jürgen Blankenburg?
Blankenburg: Ungewöhnliches. Zwei witzige und handwerklich gut gemachte Skulpturen von Stipendiatinnen aus den letzten TALENTSCHMIEDE-Kursen. Ich mag den Mut der beiden zu so frechen Werken.
LichtwarkSchule: Was zeichnet die Talentschmiede Ihrer Meinung nach aus?
Blankenburg: Chrobok entfacht bei den Stipendiatinnen und Stipendiaten Faszination für die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen. Aus Faszination entsteht Motivation und die ist einer der wichtigsten Schlüssel, damit junge Menschen ihre Potenziale entfalten können. Großartige kreative Ideen dürfen verblüffen und dem Betrachter eine Idee vermitteln, die anscheinend die Konventionen des Begreifens aufhebt. Sichere, konventionelle Arbeit wäre die Fahrkarte in die Langeweile. Die Talentschmiede erlaubt ausdrücklich Provokation, alles darf, nichts muss – und damit öffnet das Stipendiatenprogramm den jungen Talenten das Tor in die Kunst-Welt.
LichtwarkSchule: Die Blankenburg’sche Hamburg-Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, talentierte Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Stadtteilen mit Mitteln der Kultur und durch die Unterstützung professioneller Lehrer und Künstler zu fördern. Jugendliche, die nicht der Norm des Schulsystems entsprechen und den Lehrern negativ auffallen sind durchaus auch dabei. Was ist überhaupt „normal“?
Blankenburg: Wenn etwas stimmig ist, gilt es als richtig. Vieles entspricht nicht der Norm, gilt also nicht als normal. Trotzdem ist es richtig!
Chrobok: Frei nach dem Motto „Als ich versuchte normal zu sein, stimmte etwas nicht mit mir.“
Zu Beginn des Kurses ist es für die Stipendiaten immer eine Herausforderung, ihren eigenen Einfällen zu trauen und auch ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Sie haben in der Schule gelernt: Hier ist eine Aufgabe, dafür gibt es eine Lösung und dann kommt die Bewertung. Umwege und Scheitern sind eher nicht vorgesehen und eher negativ besetzt. In der Kunst - und nebenbei gesagt auch im Leben – ist das Scheitern ein wesentliches Moment für die Entwicklung. Scheitern ist keine Sackgasse, sondern ein Lernprozess, der einen weiter bringt mit Blick darauf: Ah, so geht es also nicht, dann mal schauen, welche Ideen ich dazu noch habe.
LichtwarkSchule: Herr Chrobok, Sie leiten die Talentschmiede seit fast fünf Jahren. Was gefällt Ihnen bei dieser Arbeit?
Chrobok: Ehrlich gesagt, lerne ich ganz viel von den Jugendlichen: über ihre Jugendkultur, ihre Welt, ihre Art zu denken, was sie bewegt und umtreibt. Im Laufe des Kurses merke ich, wie viel Spaß sie an ihren eigenen Ideen haben, wie sie immer selbstbewusster werden und sie die künstlerische Arbeit weiter bringt.